Schlagwort: authentisch sein

  • Annehmen, so wie ich bin

    „solange du es nicht lustig findest, kannst du doch auch nicht glücklich sein“

    Diese Bemerkung hat einmal eine gute Freundin in einer Textnachricht von sich gegeben und ich hatte den Impuls, sie mir zu notieren. Der Kontext ist dabei zweitrangig. Wenn ich diesen Satz lese, kann ich eine vielseitige Bedeutung für mein Leben dahinter erkennen. All meine Eigen- und Besonderheiten mit Humor zu sehen und mit einem Lächeln anzunehmen. Nicht, dass ich noch nie Selbstironie geäußert hätte. Teilweise gelingt mir das eh ganz gut. Aber eben nicht immer.

    Wie oft habe ich mir schon gewünscht, jemand anders zu sein. Am besten ein gutaussehender 08/15-Typ, der alles bekommt, was er glaubt zu brauchen – Alkohol, Drogen, Partys, Frauen (aus meiner Perspektive), Sex, viele Freunde, Geld, einen tollen Körper, einen geilen Job, ein stets befriedigtes Ego…alles auf einmal und so betäubt von all diesen Dingen, dass er weit genug von sich selbst entfernt ist, dass er sein Leiden gar nicht mitbekommt.

    Der heutzutage vorherrschende Idealismus ist nun mal ein hartes Business. Besonders für jene, die nicht in das von Gesellschaft/Medien vorgegebene Raster fallen, also aufgrund ihres Aussehens oder bestimmter Eigenschaften („Der/Die is ned ganz dicht in der Marille“) nicht „cool“ genug sind. Dabei ist das alles nur eine glatte Lüge, eine Fassade. Um es in den Worten meines Coach Robert Kraxner zu sagen: Wir bescheißen uns selbst.

    Zum oben erwähnten Begriff Idealismus steht im Duden folgendes: „[mit Selbstaufopferung verbundenes] Streben nach Verwirklichung von Idealen; durch Ideale bestimmte Weltanschauung, Lebensführung“ …das finde ich äußerst interessant. Das Streben nach Verwirklichung von Idealen ist also mit Selbstaufopferung verbunden. Kommt dir das vielleicht bekannt vor? Geben wir nicht einen Teil unserer Identität – im Sinne unseres Echtseins, unseres Authentisch-seins 😉 – auf, nur um anderen zu gefallen? Ist das nicht ein fauler Kompromiss?

    Hand aufs Herz: Keiner von uns ist makellos. Und die Wenigsten von uns sind mit sich selbst so im Reinen, dass sie ihre „hässliche“ Seite jeden Tag mit einem Lächeln begegnen können. Warum fällt es vielen von uns so schwer, das auch zu kommunizieren? Vor allen anderen zu stehen und es zu sagen, wenn man an einem schlechten Tag unglücklich ist mit dem eigenen Aussehen, Verhalten, Selbstwertgefühl?

    Natürlich gibt es auch Menschen, die aus tiefstem Herzen zufrieden mit sich selbst sind und auch jene, die sich immer wieder mal wie ein Häufchen Elend fühlen und das auch gerne mitteilen. Egal in welcher Situation, es ist immer von Vorteil, ein Gespür dafür zu haben, wann, wie und was man von sich äußert. Das kenne ich aus eigener Erfahrung sehr gut.

    Hast du schon mal bei dieser Wertschätzungsübung mitgemacht, wo man anderen Personen auf einem Zettel schreibt, welche Eigenschaften man an ihr/ihm schätzt? Ich hab das schon mehrmals in unterschiedlichen Kontexten erlebt und dabei schon einige Male zu Lesen bekommen, dass ich ein positiver, selbstbewusster Mensch bin. Auch in anderen Situationen wurde dies mir gegenüber zum Ausdruck gebracht. Dabei fühle ich mich oft nach allem, nur nicht SO!!

    Schon komisch, wie stark sich die Wahrnehmungen über die eigene Person unterscheiden können. Meistens urteilen die Anderen viel wohlwollender als jemand über sich selbst. Doch warum ist das so? Wieso fällt es uns leichter, andere Menschen positiv zu betrachten als uns selbst?

    Da wären wir wieder einmal beim Thema Selbstliebe. Vielleicht sollten wir mal damit anfangen, zuallererst zu uns selbst wohlwollend zu sein? Das kann so viel bewirken. Die Art und Weise, wie wir dann anderen Menschen gegenübertreten, ist Tausend zu Eins. Natürlich ist das eine Lektion, an die wir uns immer wieder neu erinnern dürfen. Das gehört nun mal zum Leben dazu. Einfach und schön, oder wie findest du das? :)

    Danke an Johanna für die Inspiration zu diesem Text.

  • Jetzt schreib endlich!

    Als ich begonnen habe, meine ersten Texte in Word zu schreiben, habe ich diesen Ausruf „Jetzt schreib endlich!“ getätigt. In einem Moment, wo ich gemerkt habe, dass ich nicht fokussiert im Jetzt war und meine Gedanken abdrifteten. Sofort wusste ich, dass dies der perfekte Titel für meinen ersten offiziellen Text ist.

    Wenn ich diesen Ausruf noch näher betrachte, stelle ich fest, dass da noch mehr dahinter steckt. Eigentlich war Schreiben immer schon meine Stärke. In meiner Schulzeit habe ich Deutsch an jenen Tagen geliebt, wenn Aufsatz schreiben (in welcher Form auch immer) im Lehrplan stand. Bei den Schularbeiten war ich meist derjenige, der am längsten geschrieben hat. Als ich dann mit der Schule aufhörte, ging auch meine Passion fürs Schreiben irgendwie verloren. Die einzige häufigere Schreibtätigkeit im persönlichen Kontext in den letzten Jahren war das Führen einer Art Tagebuch, das ich einmal von zwei lieben Bekannten geschenkt bekommen habe. Meistens schreibe ich über akute Ereignisse und Erlebnisse, die mich bewegen und das passiert nicht regelmäßig. Aber genau solche Erlebnisse, oftmals zwischenmenschlicher Natur, haben mich nun immer mehr dazu bewegt, nach außen zu gehen und mich mit regelmäßigem Verfassen von Texten mehr zu öffnen.

    Schreiben ist in erster Linie ein sehr introvertierter Prozess, eine Art Meditation. Es ist natürlich wichtig, sich mit sich selber auseinanderzusetzen und auch gewisse Dinge einfach für sich zu behalten, was ich auch weiterhin tun werde. Aber wenn man bemerkt, dass man sich in so einem Prozess immer mehr zurückzieht und die Distanz zur Gesellschaft sucht, sollte man meiner Ansicht nach dabei immer reflektieren, zu welchem Zeitpunkt man wieder auf andere Menschen mit dem, was einem gerade beschäftigt, zugehen sollte. (Wobei man auch beachten sollte, dass man dem Gegenüber damit nicht zur Last fällt.)

    Auf andere Menschen zugehen war für mich nie wirklich einfach, besonders bei fremden Menschen oder in aufregenden Situationen. Oft war da etwas in mir drinnen, das mich davon abgehalten hat, natürlich auch wegen meinem Aussehen und/oder der Angst vor Enttäuschungen. Ich schreibe das bewusst in der Vergangenheitsform, weil ich das mit diesem Projekt hinter mir lassen möchte. Das wird mir natürlich nicht immer gelingen. Rückschläge gehören zum Leben dazu. Aber es wird mir immer öfter gelingen. Jedenfalls war ich immer schon eher zurückhaltend und habe meine Hemmungen meist erst dann abgelegt, wenn ich glaubte, mich wohl zu fühlen. Mittlerweile wurde es schon etwas besser, aber es ist immer noch so präsent, dass ich nun etwas aktiv dagegen tun möchte. Deshalb möchte ich nun mit euch allen ehrliche, persönliche Texte über mein Leben und was mir sonst wichtig erscheint, teilen.

    Ich wünsche mir, dass dieser Schritt nicht nur eine Art Therapie für mich selbst ist, sondern vielmehr auch für dich und noch viel mehr Menschen von Bedeutung und eine Bereicherung fürs Leben sein wird. Ich bin davon überzeugt, dass ich anderen Menschen dabei helfen kann, mehr zu sich selber zu stehen und – im wahrsten Sinne des Wortes – authentisch zu sein.
    Mathias